Dialog mit muslimischen Mitbürgern

Besuch in der Ditib-Moschee

16. Oktober 2016

Mit offenen Armen empfangen wurden die Mitglieder der SPD-Stadtratsfraktion und des Ortsvereins Stadt Karlstadt bei ihrem Besuch in der DITIB Fatih-Moschee in Karlstadt. Schon früher hatte es zwischen SPD und den Angehörigen der Karlstadter Moschee Gesprächsrunden gegeben. Als besondere Geste von Imam Hüseyin Tunc konnten die Besucher auch am Gebet teilnehmen, zu dem sich einige Gläubige eingefunden hatten. Nach der Führung durch Cengiz Sarioglu setzte man sich zu einem regen Gedankenaustausch zusammen. Fragen zur Religionsausübung, zur Besetzung der Stelle des Imam und Organisation der DITIB-Gemeinde standen im ersten Block auf der Tagesordnung.

Der Imam einer DITIP-Gemeinde wechselt spätestens alle fünf Jahre und wird vom türkischen Staat eingesetzt. Die Geistlichen werden intensiv auf ihren Aufenthalt in Deutschland vorbereitet. Die Fatih Camii bedeutet Erobererkirche und ist nach Sultan Mehmed II., dem Eroberer Konstantinopels, benannt. Viele Moscheen in der Türkei und Deutschland tragen seinen Namen. Erwachsene Muslime sind verpflichtet fünfmal am Tag zu festgelegten Zeiten in Richtung Mekka zu beten. Dabei ist nicht immer genau eine Zeit vorgegeben, sondern ein Zeitfenster, wie zum Beispiel das Morgengebet zwischen Morgengrauen und Sonnenaufgang. Das Thema Integration spielte in der Diskussion eine große Rolle. Stefan Rümmer betonte, dass zum Beispiel die Feuerwehr in Karlstadt großes Interesse daran habe, auch türkische Jugendliche für den Dienst in der Feuerwehr zu begeistern. Der Vorsitzende Ibrahim Dokkal bedauerte, dass es bisher nur im Bereich des Fußballs gelungen sei Brücken zu schlagen. Bern Kuhn warf ein, dass er in 14 Vereinen Mitglied sei und in keinem einzigen ein türkisches Mitglied sei. Umgekehrt wurde von türkischer Seite aber auch Klage geführt, dass türkische Jugendliche, selbst mit gutem Schulabschluss, kaum Möglichkeit hätten zum Beispiel bei der Stadt Karlstadt oder dem Landratsamt eine Stelle zu finden. Etwas hitziger wurde die Debatte, als Stadtrat Harald Schneider die Gülen-Bewegung ansprach. Grundsätzlich, so Imam Hüseyin Tunc, ist die Fatih Moschee kein politischer Ort und die Politik habe dort auch nichts verloren. Es gäbe in Karlstadt auch Anhänger von Fethulla Gülen, die sich aber aus dem Gemeindeleben zurückgezogen hätten. Von türkischer Seite zeigte man Unverständnis, dass die Türkei immer noch nicht Mitglied der europäischen Union sei, obwohl diese Bemühungen schon seit Jahrzehnten laufen. Heidi Wright appellierte an alle Gesprächsteilnehmer wie wichtig es sei ein Klima des konstruktiven Miteinander zu schaffen und nicht nur die Gegensätze zu betonen. Dies sei nicht immer leicht, da ein Ministerpräsident wie Erdogan stark polarisiert. Trotz der aufgezeigten Meinungsverschiedenheiten wurde vereinbart, sich wieder zu treffen und den Dialog auch fortzusetzen.

Besuch in der Ditib-Moschee

Bei einer Führung durch die Fatih-Moschee informierten sich die Vertreter der Karlstadter SPD über die religiösen Regeln der Muslime. Von links : Bernd Kuhn, Gertrud Gehret, Marco Netrval, Stefan Rümmer, Cengiz Sarioglu, der Vorsitzende der Gemeinde Ibrahim Dokkal, Heidi Wright, Martha Bolkart-Mühlrath und Margarethe Braun.

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